Mein Evangelium: Zurückweisung der Philosophen

Jeden Sonntag wird in den katholischen Kirchen jeweils ein Auszug aus den Evangelien gelesen und sodann vom Priester interpretiert. Der Kardinal von Wien macht das in einer großen Tageszeitung …. und meist kommt mir dabei der Gedanke, nein, so ist das doch nicht, das kann man doch auch ganz anders sehen. Hier ist meine Sichtweise.

Mattäus 11, 25-30
Zu jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Wer spricht da? Stellen wir uns Jesus als einen vor, der eine lange Schulung in Meditation hinter sich hat und zu Erkenntnissen gelangt ist, die sich der intellektuellen Herangehensweise entziehen. So wie etwa in der Geschichte von dem Zen Meister zu dem ein Gelehrter mit einem ganzen Pack von Schriften kommt und von ihm wissen will was die Essenz der Lehre ist. Der Zen Meister schenkt ihm Tee ein und während dessen redet und redet der Gelehrte und achtet gar nicht auf den Tee, und der Zen Meister schenkt weiter ein bis die Tasse übergeht und der Gelehrte laut aufschreit weil ihm der heisse Tee auf die Finger rinnt.

„Siehst Du“, sagt dann der Zen-Meister, „so wie man in eine übervolle Tasse keinen Tee mehr einschenken kann, so ist es mit Dir: solange Dein Hirn mit all dem Angelernten voll ist kann ich nichts mehr hinzufügen.“

Dieser Jesus muß tief frustriert worden sein von den Schriftgelehrten, die nicht verstanden haben wovon er redet weil sie ihre Hirne voll mit vorher Gelerntem hatten. Und so macht er seiner Verzweiflung Luft: Lasst diese Deppen, die „Weisen und Klugen“! Aber die noch nicht von Bildung verseuchten, die „Unmündigen“, die werden es verstehen! Denn nur wer eins ist mit dem Ganzen – Zen Buddhisten würden sagen: mit dem Dharma – kann es erkennen.

Ein späterer Dharma Lehrer, um in der Sprache des Zen zu bleiben, Eckehart von Hochheim, genannt Meister Eckehart, hat es so ausgedrückt: „Nur wer in der Wahrheit ist, kann die Wahrheit erkennen“. Und Jesus sagt es so: „Niemand kennt den Vater als nur der Sohn.“ Wenn ihr nicht herumphilosophiert wie die Intellektuellen, ihr einfachen Menschen, ihr könnt von mir lernen, ihr könnt verstehen lernen und „Ruhe finden.“

(Sonntag 5. Juli 2020)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s